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Neues Leben für alte Häuser – hier ist es schon gelungen. Das alte Europakino in Chemnitz.

20.05.2022

Dem Gebäude in der Hainstraße 36 sieht man seine wechselhafte und spannende Geschichte nicht mehr an. Wo früher die Chemnitzer und Karl-Marx-Städter Kinoluft schnupperten, befinden sich heute Wohnungen, das Haus ist saniert und voll vermietet.

Das unter Denkmalschutz stehende Haus wurde 1887 als Teil des Concert-Theaters und Ballsaals „Goldene Kugel“ erbaut und der sich hinter dem Gebäude befindliche Saal bis 1922 als Veranstaltungsraum betrieben. Danach zogen in den großen Saal das Kontor und die Produktionsräume einer Textilfirma ein. Unter dem Namen „GLOBUS Aktiengesellschaft für Textilindustrie" wurden hier Strümpfe, Trikotagen und Textilwaren aller Art hergestellt. Doch Heinrich Noskowitz, der Betriebsgründer, musste sein Unternehmen 1932 schließen und Deutschland verlassen.

 

 

Historische Ansicht der Haibstraße 36 in der Bauakte und Spuren der Textilfirma Globus (1922-1932)

Er verpachtete  die Produktionsräume an die „Gloria-Lichtspiele GmbH“, die den Saal zu einem Kino mit 951 Plätzen umbaute. Der Inhaber des Kinos wechselte schon 1934, Otto Haufe führte den Betrieb als „Europa-Lichtspiele“ weiter. Kino und Gebäude überlebten die Bombenangriffe im 2. Weltkrieg unbeschadet.

Ende der 1940er Jahre wurde das Kino schließlich in Volkseigentum überführt und erste Erneuerungsarbeiten am Gebäude und der Filmtechnik durchgeführt. So konnten bis in die 1960er Jahre hier Filme zunächst im Breitwandformat gesehen werden. Nach erneuten umfangreichen Erneuerungsarbeiten wurde das Lichtspielhaus dann unter dem Namen „EUROPA 70“ im Jahr 1970 wiedereröffnet. Als erstes Chemnitzer Kino (neben der Stadthalle) verfügte es über Projektionstechnik für 70 mm Kinofilm – eine Technik mit sehr guter Bildqualität. Nach der politischen Wende übernahm die UFA-Theater GmbH den Kinobetrieb.

Doch 1998 flimmerte der letzte Kinostreifen im „Europa“. Die UFA schloss das "Europa" aufgrund der geringen Besucherzahlen. Fotos aus dem Inneren des Ballsaals und späteren Kinos sind auf der Homepage der AG Sonnenberg Geschichte unter "Wissenswertes" und in der Galerie dieses Beitrages zu sehen.

Der Saal hinter dem Gebäude verfiel zusehends und musste schließlich im Dezember 2006 abgerissen werden. Damit war die wechselvolle Geschichte des Hauses – nun ohne Saalanbau – noch nicht beendet. Hartmut Wahl, ein Unternehmer und Bauträger, der in Chemnitz einen großen Bestand an Gründerzeitgebäuden gekauft hatte, erwarb auch die Hainstraße 36. Aufgrund der aufsehenerregenden Insolvenzen der Unternehmen von Hartmut Wahl in den Jahren 2007 und 2009, bewegte sich lange Zeit gar nichts und das Gebäude verfiel weiter. Der Zustand verschlechterte sich so, dass 2010 eine Gebäudesicherung mit Hilfe von Fördermitteln durchgeführt werden musste.

  

Außenansicht der Hainstraße 36 im Jahr 2014 und statische Sicherung des Gebäudes

Ende 2015 wurde die Hainstraße 36 ein Objekt der Agentur StadtWohnen Chemnitz. Nach Abstimmung mit der Stadt Chemnitz und dem damaligen Eigentümer, der TAB GmbH, veröffentlichte die Agentur Informationen zum Gebäude und begann Begehungen mit einer großen Zahl von Interessenten durchzuführen. Der Zustand des Gebäudes oder die mit der Förderung der Sicherung verbundene Frist zur Sanierung hielt jedoch viele Interessenten vom Kauf ab.

Im Februar 2018 konnte dann endlich der Verkauf notariell bestätigt werden. Die Unternehmensgruppe ISI Home hatte das ehemalige Kinogebäude erworben und begann mit der Bauplanung. 2019 schließlich startete die Sanierung des Mehrfamilienhauses, in dem auch das Dachgeschoss zum Wohnen ausgebaut und Balkone sowie ein Fahrstuhl angebaut wurden. Im Februar 2020 zogen die ersten Mieter in das Gebäude ein.

Was ist nun aber aus der Leuchtschrift „Europa 70“ geworden, die den Chemnitzern gut bekannt war? Die Freie Presse berichtete am 20.08.2020 über die Sicherung und Rettung dieser Leuchtschrift. Der bekannte Schriftzug, sieben Meter lang und etwa eine halbe Tonne schwer, hatte lange im Hof gelagert und wurde schließlich dem Verein Kreatives Chemnitz übergeben. Die Sanierung der Reklame ist geplant. Nach ihrer Erneuerung kann sie am Kreativhof „Die Stadtwirtschaft" an der Jakobstraße wieder erstrahlen.

      

Bekannte Leuchtschrift am Gebäude und Bergung des Schriftzugs mit Hilfe eines Krans (2020)

 

 


Vorstellung der Agenturtätigkeit und der Ergebnisse des URBACT Netzwerkes ALT/BAU im Chemnitzer Stadtrat

24.03.2022

Nach 10 Jahren Agentur StadtWohnen Chemnitz konnten am 22.03.2022 die Ergebnisse der Agenturtätigkeit der vergangenen Jahre im Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität (ASM) vorgestellt werden.

 

Martin Neubert berichtete über die vielfältigen Tätigkeitsfelder der Agentur zu denen die Erfassung und Beobachtung leerstehender Häuser in Chemnitz, die Datenerhebung und der Kontakt zum Eigentümer, die Veröffentlichung der Gebäude und Begehungen mit Interessenten, die Kontaktherstellung zwischen Eigentümern und Interessenten, die Koordinierung aller Beteiligten sowie die Öffentlichkeitsarbeit gehören. Im Ausschuss wurden die Erfolge der Agentur anhand der Zahlen der sanierten und der wieder genutzten Gebäude vorgestellt.

Am Beispiel der Markusstraße 35 konnte das Vorgehen der Agentur plastisch gezeigt werden. Die Agenturmitarbeiter steckten viel Energie in die Lösung der komplizierten Gebäudesituation und bewiesen große Ausdauer. Mittlerweile ist das Gebäude saniert und erste Mieter sind eingezogen. An diesem Beispiel wurden die Vorteile, die eine selbstständig agierende Agentur hat, deutlich.         

Markusstraße von 1995 bis 2021

Auch die gute Zusammenarbeit mit dem Chemnitzer Projekt „Kooperative Wohnformen“war am 22.03.2022 Thema im Chemnitzer Stadtrat. Roman Grabolle stellte die Aufgabenfelder von KWC vor und berichtete von zwei erfolgreichen Beispielen in Chemnitz, wo es gelang, gemeinschaftliches Wohnen von Gruppen zu ermöglichen.

Zum Abschluss erfuhren die Ausschussmitglieder auch von den Ergebnissen des URBACT Transfernetzwerkes ALT/BAU und welche positiven Effekte für die Stadt Chemnitz aus diesem Netzwerk entstanden sind.

Die Vorstellung der beiden städtischen Projekte erfuhr eine positive Resonanz im Ausschuss.

 


Neues Leben für alte Häuser: Ein Denkmalenthusiast in Chemnitz in der Limbacher Straße 170/172

04.11.2021

2021 stellte die Agentur StadtWohnen Chemnitz anlässlich des „Internationalen Tages der Städte“ zwei denkmalgeschützte Gebäude an der Limbacher Straße vor. 

Die nebeneinander stehenden gründerzeitlichen Mietshäuser mit den Hausnummern 170 und 172 wurden ab 2018 von der Agentur StadtWohnen Chemnitz betreut. Seitdem gelang es, die Gebäude in die Hand eines Eigentümers zu bringen, was eine Sanierung erst möglich macht.

Der gemeinsame Eigentümer beider Häuser nahm am Pressegespräch teil und ermöglichte auch eine Besichtigung der Gebäude. Er konnte inzwischen beide Häuser mit einer Förderung aus dem Stadtumbauprogramm statisch sichern, so dass keine Einsturzgefahr mehr besteht. In den nächsten Jahren wird dann eine Sanierung erfolgen. 

Die Besonderheit beider Häuser ist, dass Deckenbemalungen im Treppenhaus bzw. in den Wohnungen noch original erhalten sind. Seit 1885 wurden diese nicht übermalt oder entfernt. Das ist nach so langer Zeit extrem selten. In einem der beiden Gebäude sind noch Originaltüren und Bodenfliesen erhalten. Der Eigentümer plant, all diese originalen Teile zu erhalten und zu restaurieren, um so den Charme der Gründerzeit und die Besonderheiten der Häuser zu erhalten. Er hat mit der Wiederherstellung original erhaltener Bauteile in Denkmalen bereits Erfahrung und scheut auch die Mehrarbeit und die Mehrkosten nicht. In diesem Beitrag berichtete er von der Sanierung eines weiteren Agenturobjektes auf dem Sonnenberg. 

Die beiden Denkmale sind nicht nur stadtbildprägende Gebäude an einer wichtigen Magistrale in Chemnitz, bei der Limbacher Straße 170 werden sich alteingesessene Chemnitzer gern an die Bäckerei Werner erinnern. Die Bäckerei, die mindestens bis in die 1990er Jahre betrieben wurde, war besonders bei den Schülern der Altendorfer Schule berühmt für ihre Kuchenränder und die Brote im besonderen Format. 

Während des Pressegesprächs wurden auch die Ergebnisse der Arbeit im europäischen URBACT Netzwerk ALT/BAU vorgestellt.


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